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Produktivität: Verbesserung der Wettbewerbspolitik führt zu Wachstum

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Das Produktivitätswachstum einer Volkswirtschaft kann durch strengere und klarere Wettbewerbsgesetze, höhere Geldstrafen, bessere finanzielle und personelle Ausstattung der Wettbewerbsbehörden, klare Zuständigkeiten und weitreichendere Ermittlungsbefugnisse deutlich schneller werden. Eine neue Bewertungsmethode belegt den großen Zusammenhang zwischen Verbesserungen der Wettbewerbspolitik und dem Produktivitätswachstum. Demzufolge steigt die Wachstumsrate der Totalen Faktorproduktivität im Schnitt um 4,5 Prozent, wenn sich die Qualität der Wettbewerbspolitik um ein Prozent verbessert. Diese Methode wird hoffentlich auch den Stellenwert der Wettbewerbspolitik auf der politischen Agenda verbessern.

Zusammenhang zwischen Produktivitätswachstum und Wettbewerbspolitik ließ sich nie nachweisen
Schon lange gab es Diskussionen über den Zusammenhang zwischen der Qualität der Wettbewerbspolitik und dem Produktivitätswachstum, dieser ließ sich aber nie genau nachweisen, größenmäßig bestimmen oder beziffern. Viele Regierungen möchten aber eine Möglichkeit zur Prüfung und Evaluierung der Qualität und Wirkung ihrer Wettbewerbspolitik. Die Europäische Kommission hat daher den Auftrag für die neue Bewertungsmethode erteilt.

Competition Policy Indexes messen Erfolg von Wettbewerbsregimes
Mithilfe von Competition Policy Indexes (CPIs) wird der Erfolg eines Wettbewerbsregimes gemessen und bewertet. Die wichtigsten Merkmale sind der Grad der Unabhängigkeit der Wettbewerbsbehörde von politischen und wirtschaftlichen Interessen, die Trennung zwischen Richteramt und Staatsanwaltschaft, die Klarheit der Gesetze, der Umfang der Ermittlungsbefugnisse der Wettbewerbsbehörde, die Höhe der drohenden Sanktionen, die Zahl der durchgeführten Kontrollen und die finanziellen und personellen Ressourcen der Behörden. Für jeden Bereich werden Daten gesammelt und auf einer Skala von Null (Maximal schlecht) bis Eins (Maximal gut) bewertet. Daraus ergeben sich für jedes Jahr zwischen 1995 und 2005 vier verschiedene Indizes und ein Hauptindex, der misst, wie abschreckend das wettbewerbspolitische System ist. Die Datengrundlage kam direkt von den Wettbewerbsbehörden von zwölf OECD-Ländern und der EU-Kommission.

Messung von Verbesserungen der Wettbewerbspolitik möglich
Die CPIs ermöglichen die Messung von Verbesserungen der Wettbewerbspolitik. Der CPI von Großbritannien stieg etwa um das Jahr 2000 herum um rund 70 Prozent aufgrund des neuen Wettbewerbsgesetzes von 0,37 auf 0,63. Der CPI der Niederlande legte 1998 durch die erstmalige Schaffung einer Wettbewerbsbehörde und durch die Kronzeugenregelung für Kartellinformanten zu.

Auswirkung von Änderungen auf Produktivitätswachstum
Paneldaten, ökonometrische Schätzungen und umfangreiche Modellrechnungen unterstützen bei der Bestimmung der Auswirkungen dieser Änderungen auf das Produktivitätswachstum. 22 Industrien aus 12 OECD-Staaten haben eine durchschnittliche Elastizität des Produktivitätswachstums von 4,48. Wenn sich die Wettbewerbspolitik also um ein Prozent verbessert, steigt das Wachstum der Totalen Faktorproduktivität um ca. 4,5 Prozent. Die Verbesserung der Wettbewerbspolitik in Großbritannien um 4,6 Prozent resultierte in einem Plus beim Produktivitätswachstum von rund 20 Prozent. In den Niederlanden stieg das Produktivitätswachstum aufgrund der Verbesserungen der Wettbewerbspolitik sogar um 73 Prozent. Dass ein funktionierender Wettbewerb sich positiv auswirkt, ist allgemein anerkannt. Dass er nicht immer von allein funktioniert und geschützt werden muss, ist hingegen oft nicht klar. Die Studie macht erstmals quantifizierbar, wie wichtig gut funktionierende wettbewerbspolitische Rahmenbedingungen für das Wachstum sein können.


Quelle: http://diw.de/de/diw_01.c.100319.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen.html?id=diw_01.c.470148.de

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