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Emotionserkennung: Gefühle werden per Musterkennung wahrgenommen

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Philosophen der Ruhr-Universität Bochum haben einen Vorschlag für ein neues Modell zur Erklärung der Wahrnehmung von Emotionen gemacht. Demzufolge nehmen Menschen Gefühle direkt über Mustererkennung wahr. Es ist keine Schlussfolgerung der Gefühle auf Grundlage der Interpretation des Verhaltens der Mitmenschen notwendig.

Emotion = Muster von charakteristischen Merkmalen
Einer zentralen These des Modells zufolge wird jede Emotion durch ein Muster charakteristischer Merkmale definiert, etwa physiologische Reaktionen, Gesichtsausdruck, Gestik oder eine kognitive Bewertung der Lage. Auch wenn ein Mensch nicht alle Merkmale eines Emotionsmusters aufweist, z. B. weil der Gesichtsausdruck neutral ist, wird das zugehörige Muster durch die restlichen Merkmale erkennbar.

Emotionen sind nicht nur innerlich versteckte Gefühlserlebnisse
Auch bei sparsamen Hinweise können Menschen die typischen Emotionsmuster direkt wahrnehmen. Ärger lässt sich an typischen Bewegungsweisen und ein Erröten erkennen, selbst wenn der Gesichtsausdruck dies nicht aussagt. Emotionen sind nicht nur innerlich versteckte Gefühlserlebnisse, die sich nur durch Beobachtung einer Person und abwägende Schlussfolgerungen erkennen lassen. Zwar werden im Alltag Emotionen natürlich auch auf diese Art erkannt, aber der übliche Weg ist die direkte Wahrnehmung der Emotion basierend auf den typischen Merkmalen, weil meist ausreichend Information zur Verfügung steht.

Fallbeispiel: Angst vor Kündigung
Ein Mitarbeiter hat ein Gespräch mit seinem Chef und befürchtet seine Kündigung. Die typischen Elemente der Angst hier sind 1. physiologische Körperreaktionen (Herzrasen, Schwitzen), 2. Verhaltenstendenzen (Erstarren, Fluchtreflex), 3. Ausdrucksformen (Gesichtsausdruck, Gestik), 4. ein Gefühlserlebnis der Angst, 5. eine kognitive Bewertung und 6. das „intentionale“ Objekt, auf das sich die Angst richtet. Auch wenn einige typische Merkmale nicht vorhanden sind, das Emotionsmuster ist es. Auch eine minimale Ausprägung der Merkmale reicht schon, da sich Emotionsausdrücke nicht 100-prozentig abtrainieren lassen. Unwillkürliche Reaktionen geben den emotionalen Zustand meist trotzdem preis.
Quelle: http://aktuell.ruhr-uni-bochum.de/pm2015/pm00048.html.de

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