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Corporate Responsibility Strategie - Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen

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Unternehmen können als moralfähige Akteure praktisch Verantwortung übernehmen, auch im Bereich Umwelt- und Klimaschutz. Zu diesem Schluss kommt der Philosoph Dr. Christian Neuhäuser mit seinem Verständnis von Unternehmen als verantwortlichen Akteuren. Dieses lässt sich philosophisch verteidigen und in der Praxis sogar notwendig, denn nur mit den Unternehmen können Umwelt- und Klimaschutz gelingen.

Große Unternehmen sind mächtige Akteure auf dem Markt und in der Politik
Große Unternehmen zeigen sich zunehmend als mächtige Akteure, sowohl auf den Märkten als auch zunehmend in der Politik. Solche Konzerne als verantwortliche Akteure anzusehen ist verlockend, denn dadurch könnte man sie dafür verantwortlich machen, dass sie ihre Macht nicht zu missbrauchen und produktiv für andere Zwecke als reine Gewinnmaximierung zu nutzen, etwa Umwelt- und Klimaschutz. Dann könnte man Unternehmen z. B. die Verantwortung dafür zuweisen, ihren CO2-Ausstoß drastisch zu reduzieren oder mehr Ressourcen in die Entwicklung alternativer Energien und Techniken zu investieren.

CSR - Unternehmen sind grundsätzlich verantwortungsfähige Akteure
Um als grundsätzlich verantwortungsfähige Akteure betrachtet werden zu können, müssen Unternehmen zwei Bedingungen erfüllen: Sie müssen freie Akteure sein und sie müssen einen moralischen Standpunkt einnehmen können. Beide Bedingungen treffen in der Tat auf Unternehmen zu. Mithilfe ihrer Mitarbeiter können sie frei handeln, die Handlungen des Unternehmens lassen sich dabei nicht auf die Handlungen der individuellen Mitarbeiter reduzieren, da die Mitarbeiter ihrem Unternehmen Pläne zuschreiben und nach denen handeln. Die Erstellung dieser Pläne erfolgt kollektiv, wobei, für die Mitarbeiter unbewusst, auch Traditionen, Konventionen und Unternehmenskultur einfließen. Würde man nur die individuellen Mitarbeiter verantwortlich machen, würden diese mit stark widersprüchlichen Ansprüchen konfrontiert: Denen des Unternehmens und den moralischen Anforderungen von außen. Dieser Widerspruch lässt sich nur lösen, indem die Pläne der Unternehmen selbst einem moralischen Druck ausgesetzt werden, sprich, indem sie als verantwortliche Akteure behandelt werden.

Unternehmen können moralischen Standpunkt einnehmen
Unternehmen können einen moralischen Standpunkt einnehmen, wie sich z. B. an ihre strategischen Aktionen bezüglich moralischer Fragen wie Corporate Social Responsibility-Maßnahmen zeigt. Mittlerweile hat jedes große Unternehmen eine dafür zuständige Abteilung, die z. B. versucht, Umweltschutz als Wert im Unternehmen zu verankern. Derzeit dienen diese Maßnahmen in erster Linie der Außendarstellung, aber es gibt auch die Tendenz, Dinge gegeneinander aufzurechnen, wie Umweltschutz auf dem einen Gebiet gegen Umweltsünden auf einem anderen. Aber diese Maßnahmen zeigen, dass Unternehmen die moralische Sprache verstehen. Das bedeutet aber nicht, dass die Verantwortung von Unternehmen die Verantwortung individueller Akteure verdrängt oder ersetzt, die Verantwortungen überlappen sich vielmehr. Unternehmen bekommen auch keinen eigenen moralischen Wert wenn sie als verantwortliche Akteure wahrgenommen werden, denn sie können zwar moralisch handeln, aber sie besitzen als nicht empfindungsfähige Wesen keine Würde.

Moralischer Maßstab für Unternehmen als verantwortungsfähige Akteure
Wenn Unternehmen verantwortungsfähige Akteure sind, gibt es auch einen moralischen Maßstab mit dem man ihnen bezüglich der Umweltprobleme praktisch Verantwortung zuweisen kann? Die Menschenrechte bieten sich als Maßstab an, da die weltweit große politische Anerkennung erfahren. Offiziell wird die Idee der Menschenrechte von niemandem abgelehnt, aber natürlich halten sich nicht alle daran. Dieser Grundkonsens ist aber wichtig für einen normativen Ausgangspunkt für die Zuweisung von Verantwortung an Unternehmen in Umweltfragen.

Von Menschenrechten zu Umweltfragen
Die Menschenrechte sind als normativer Maßstab für Umweltfragen geeignet, weil auch die Rechte künftiger Menschen berücksichtigt werden müssen. Dies schließt eine weitreichende Sorge für die Umwelt und vor allem die Stabilisierung des Klimas ein. Andernfalls wären die freiheitlichen, politischen und sozialen Menschenrechte schon gegenwärtiger und künftiger Generationen stark bedroht, z. B. durch menschengemachte Naturkatastrophen.

Unternehmen Verantwortung zuweisen z. B. durch kritische Nicht-Regierungs-Organisationen
Es gibt eine Vielzahl von Akteuren, die den Unternehmen auf unterschiedliche Weise Verantwortung zuweisen können. Kritische Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs), z. B. Greenpeace, können Unternehmen relativ direkt in die Verantwortung nehmen und durch öffentliches Anprangern auf ihre Verantwortungslosigkeit hinweisen. Zivilgesellschaftliche Akteure, Forschungsinstitute und individuelle Wissenschaftler können Unternehmen weniger konfrontativ zu einer verantwortlichen Kooperation bewegen und z. B. Stakeholder-Dialoge anregen und moderieren. Hier können sich alle, die von den Handlungen eines Unternehmens betroffen sind, austauschen, etwa Mitarbeiter, ihre Angehörigen, Anwohner, etc.

Zuweisung moralischer Verantwortung in jedem Fall legitim
Die Zuweisung moralischer Verantwortung ist in jedem Fall legitim, da es hier keine rechtlichen Zwangsmechanismen gibt. Aber Unternehmen lassen sich auch auf demokratischem Weg rechtlich in die Verantwortung nehmen. Falls Unternehmen verantwortungsfähige Akteure sind, können sie sogar in ein Umweltstrafrecht integriert werden, wofür aber politisch legitime Verfahren nötig sind. Eine moralische Zuweisung von Verantwortung kann als vorbereitend für solche Verfahren wirken und ist insofern ein wichtiger erster Schritt zu einer an den Menschenrechten orientierten rechtlich verbindlichen Umweltverantwortung von Unternehmen.

Unternehmen haben genügend Spielraum, um Verantwortung zu übernehmen
Auch wenn es scheint, als hätten Unternehmen nicht genug Spielraum, um Verantwortung zu übernehmen, weil sie als Marktakteure unter dem Druck des Marktes stehen und deshalb auf Gewinnmaximierung als alleiniges Handlungsziel festgelegt sind, ist dem nicht so. Gerade große Unternehmen sind nicht in einer aussichtslosen Lage am Markt, denn Märkte funktionieren tatsächlich immer nur unvollständig und lassen den Marktakteuren im Konkurrenzkampf immer Handlungsspielräume. Beleg hierfür ist, dass Unternehmen auch bei betriebswirtschaftlichen schweren Fehlern nicht gleich von Markt verschwinden.

Verantwortung für Umwelt und Klima bedeutet auch Beteiligung an politischen Lösungen
Die Spielräume großer Unternehmen sind also groß genug, um wenigstens ein gewisses Maß an Verantwortung für Umwelt und Klima zu übernehmen. Das bedeutet aber nicht nur, dass sie in ihrem Kerngeschäft für Umweltfreundlichkeit und Klimaneutralität sorgen müssen, sondern sich auch an politischen Lösungen zum Umwelt- und Klimaschutz beteiligen und sie sogar initiieren können. Z. B. können große deutsche Automobilkonzerne Kooperationen zur Bündelung ihrer Forschung mit dem Ziel einer starken Minderung des CO2-Ausstoßes ihrer Fahrzeuge eingehen anstelle von fassadenhaften Zugeständnissen. Das Unternehmen als moralische Akteure, die auch politisch in die Verantwortung genommen werden können ist vor allem so wichtig, weil Unternehmen sonst als die mächtigen politischen Akteure, die sie sind, systematisch alle Versuche der politischen Einigung auf einen Umwelt- und Klimaschutz verhindern werden.

Klima- und Umweltschutz nur mit Unternehmen möglich
Die politische Macht und Souveränität von Staaten ist in einer ökonomisch globalisierten Welt deutlich beschränkt, sodass Klima- und Umweltschutz nur mit den Unternehmen geht, vor allem was große globale Konzerne angeht. Die Bereitschaft der Zivilgesellschaft, ihre Forderungen nicht mehr nur an Staaten, sondern auch und zunehmend an Unternehmen zu richten, ist entscheidend. Nur wenn alle mächtigen politischen Akteure angesprochen und in die Pflicht genommen werden, ist ein umfassendes und effektives Netz der globalen und nachhaltigen Umweltverantwortung möglich.

Quelle: http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rubin-winter-2011/beitraege/beitrag4.html

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